Marktübersicht Kredite für Gründer und Unternehmer
Bei Existenzgründern und kleinen Unternehmen fehlt es häufiger an Eigenkapital, um das geplante unternehmerische Vorhaben umsetzen zu können. Daraus ergeben sich die Fragen, wer vergibt einen Kredit, welche Voraussetzungen sind zu erfüllen und welcher Kredit hat das beste Preis- Leistungsverhältnis.
Bei Krediten genau Schauen + Rechnen Bild: Thorben Wengert / pixelio.deEs gibt sehr viele Teilnehmer auf dem Markt der Kreditvermittlung und –vergabe sowie verschiedene Träger und Bankarten, die Kredite direkt oder indirekt anbieten. Die Angebote mit den Voraussetzungen und Konditionen sind sehr unterschiedlich, deshalb lohnt es sich, sie näher zu betrachten. Damit die Zusammenhänge und die verschiedenen Bewertungskriterien nachvollzogen werden können, finden Sie in dieser ausführlichen Darstellung erklärende Hintergrundinformationen.
Damit die Gegenüberstellung auch in konkreten Zahlen deutlich wird, sind mehrere Berechnungen durchgeführt worden mit verschiedenen Kreditgrößen von unterschiedlichen Anbietern. Daraus geht hervor, wie sich unterschiedliche Zinssätze und Laufzeiten in Cent und Euro auswirken.
1. KreditvermittlerEs gibt unzählige Angebote in Kleinanzeigen und im Netz, die alle miteinander ähnliche Wortschöpfungen haben. Es wird mit „über 100 Partnerbanken aus ganz Europa“ zusammengearbeitet, die Kreditvergabe ist immer „ganz einfach“, die Konditionen sind sehr „günstig“ und „es besteht überhaupt kein Risiko“. „5 - 100.000 € für 2,5 Prozent Zinsen, ohne Sicherheiten zur sofortigen Auszahlung bereit“, so oder ähnlich wird geworben. Natürlich ist die „Vorabprüfung“ oder „Antragstellung“ völlig kostenfrei, versteht sich. Und die Schufa bleibt selbstverständlich außen vor.
„Ihr Kreditantrag wurde angenommen“Wer sich denkt, kann man ja mal testen, kostet ja nichts, erhält in der Regel ganz schnell ein Antwortschreiben, das immer sehr positiv gestaltet ist. „Ihr Kreditantrag ist angenommen worden“ – solch ein Satz hört sich so an, als ob der Kredit bewilligt worden ist. Bei genauerer Betrachtung beinhaltet dieser Satz aber nur, dass der „Antrag“ angenommen wurde.
Es soll suggerieren, dass der Kreditantrag bereits genehmigt ist und nur noch einige Formalitäten zu erledigen sind. Im Gefühl der baldigen Kreditauszahlung wird häufig der geforderte Weg weiter beschritten. Dann kommt die Welt der „Bearbeitungsgebühren“, die meist geschickt versteckt und verklausuliert wird, damit die tatsächlichen Kosten nicht auffallen.
„Keine Vorkosten – nur eine Absicherung“Ebenso trickreich ist ohne „Vorkosten“ der versteckte Weg über die „Absicherungen“ des Kredites. Es wird erklärt, dass zur Absicherung des Kredites eine Lebensversicherung, eine Rentenversicherung, eine Risiko-Lebensversicherung mit angekoppeltem Bausparvertrag oder eine fondsgebundene Renten- oder Lebensversicherung erforderlich ist. „Ist nur eine Formalität – ihr Kredit steht bereits bereit!“ – so steht es geschrieben. „Eine Unterschrift unter einem Versicherungsvertrag, ok, wenn ich dadurch den Kredit bekomme ...“ wird oftmals gedacht – und gegengezeichnet.
Die Taktik der VerzögerungAnschließend gibt es einen mehrstufigen Schriftwechsel, weshalb sich die Auszahlung verzögert – Nachforderungen wegen „Transaktionskosten“ oder ähnlich fantasievollen Begriffen sind keine Seltenheit. „Aber keine Sorge, die Überweisung Ihres Kredites ist bereits veranlasst“.
In weit über 90 Prozent aller Fälle kommt es zu keiner Kreditauszahlung, hängen bleiben aber unterschriebene Verträge, die langfristig ausgelegt sind und in der Summe sehr viel Geld kosten.
2. Kreditportale im InternetAls Alternative zur Hausbank gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, einen Kredit von einer „Vergabegemeinschaft“ zu erhalten. Zu nennen sind die zwei großen Portale: Smava und Auxmoney. Sie funktionieren für Kreditnehmer ähnlich, die Konditionen sind aber unterschiedlich.
Für Privatleute wie für UnternehmerGenerell kann dort jeder teilnehmen - ob jemand für ein privates Projekt oder für sein Geschäft Geld will, spielt zunächst keine Rolle. Entscheidend ist die Bonität: Wer einen Kredit will, muss Smava etwa Einkommensnachweise oder Kontoauszüge zeigen. Anhand derer überprüft das Portal, ob der Interessent in der Lage ist, den Kredit zu meistern. Zusätzlich fragt es bei der Schufa nach der Bonität - nur Kreditsuchende bis zur Risikoklasse H werden zugelassen. A bedeutet, dass der Kunde das Geld sehr wahrscheinlich zurückzahlt, in der Klasse H fallen laut Smava rund 15 Prozent der Kredite aus. Die Prüfung soll für die Geldgeber sicherstellen, dass nicht reihenweise Kredite ausfallen und sie viel Geld verlieren. Die Portale sind also keine Ersatz-Bank für Menschen, die anderswo ihre Kreditwürdigkeit verspielt haben.
So funktioniert esWer Geld braucht, meldet sich beim Portal an und bestätigt seine Identität mit dem Postident-Verfahren, legt also seinen Personalausweis in einer Postfiliale vor. Die Bonitätsprüfung läuft dann je nach Kreditsuchendem unterschiedlich ab. Für Angestellte genügen bei Smava die Einkommensnachweise, Selbstständige müssen auch Unterlagen wie eine betriebswirtschaftliche Auswertung oder eine Gewinnermittlung vorlegen. Wenn Smava grünes Licht gibt, beschreibt der Kunde sein Projekt. Daraufhin geben interessierte Investoren Gebote ab, meist in Höhe von einigen hundert Euro. Gehen genug Gebote ein, wird das Geld ausgezahlt.
Es ist ein BewerbungsverfahrenWer jetzt der Annahme sein sollte, es ist dort für Gründer oder Unternehmer einfacher, einen Kredit zu erhalten als bei den Banken, der wird schnell merken, dass dem nicht so ist. Außerdem kostet es jeweils Geld, die ganzen „Bonitätsnachweise“ einzustellen. Und die Zinssätze steigen mit dem Risiko, es kann so richtig teuer werden.
3. Hausbankkredit + Förderkredit + BürgschaftDer klassische Weg zur Beantragung von einem Kredit ist der Gang zur eigenen Bank. Da die Deutschen ihrem gewählten Bankinstitut meist sehr treu bleiben, gibt es somit bereits eine langjährige „Geschäftsbeziehung“.
In dem Glauben, dass dies hilfreich sein wird bei dem Bankgespräch, gibt es beim „Kundenbetreuer“ in der Zweigstelle häufig eine unangenehme Überraschung. Denn es werden die „banküblichen Sicherheiten“ verlangt. Und die sind im „Privatkundengeschäft“ sehr eindeutig: Vorlage der Gehaltsbescheinigung der letzten 3 Monate, vielleicht noch die Einkommenssteuererklärung vom vergangenen Jahr, Einholung der Schufa. Sollten diese Daten in Ordnung sein, gibt es das Darlehen. Steht kein geregeltes Einkommen zur Verfügung, werden Sicherheiten verlangt, die nicht selten in der Höhe des gewünschten Kredites zu erbringen sind.
Gründer und Unternehmer sind bei einer Zweigstelle fehl am PlatzBei fast allen Banken ist es so geregelt, dass das „Privatkundengeschäft“ in den regionalen Geschäftsstellen durchgeführt wird. Dieses Massengeschäft beinhaltet die Kontoführung, Geldanlagen und eben Kredite für den privaten Bereich. Existenzgründungen, Unternehmensgründungen oder die Wahl als neue „Hausbank“ für ein bestehendes Unternehmen mit Bankverpflichtungen gehören nicht zu den Aufgaben einer Geschäftsstelle. Dafür gibt es die Regionalcenter.
Die Regionalcenter sind zuständigDort sitzen Spezialisten für Gründungen und Unternehmen, die sich ausschließlich mit dem „Firmenkundengeschäft“ auseinandersetzen, mit dem Privatkundengeschäft haben sie nichts zu tun. Unabhängig von dem Namen der Bank, der Branche und der Höhe des Kreditwunsches gibt es gleiche Regeln: Das Geschäftsvorhaben muss schlüssig begründet sein und das Konzept ist schriftlich in Form eines Businessplans zu präsentieren.
Die Wahl der „richtigen“ HausbankGrundsätzlich ist es jedem Gründer und jedem Unternehmer völlig freigestellt, bei welcher Hausbank ein Kreditantrag gestellt wird. Nur sollte vorher sorgfältig abgewogen werden, welche Bank genommen wird. Die bestehende Hausbank kann dann der erste Ansprechpartner sein, wenn es bislang eine „gute Geschäftsbeziehung“ gegeben hat. Und darunter wird aus der Sicht der Bank verstanden, dass Sie sich immer an die Regeln der Bank gehalten haben.
Die interne Bankauskunft deckt alles aufSollten Sie irgendwann einmal Ihr Konto ohne Rücksprache mit der Bank überzogen haben, wird dieser Vorfall schnell auf den Tisch kommen über die interne „Bankauskunft“. Die Datenbank wirft sämtliche Informationen über Sie aus, auch wenn es bereits mehrere Jahre zurückliegt. An dieser Stelle ist schon so mancher Gründer und Unternehmer gescheitert, weil es in der Vergangenheit „Unregelmäßigkeiten“ gab.
„Notleidende“ Kredite sind unerwünschtSollte es nichts zu beanstanden geben, hängt es grundsätzlich von der geschäftspolitischen Ausrichtung der Bank ab, mit welcher Art von Gründern und Unternehmen gerne zusammengearbeitet wird. So gibt es Banken, die nur sehr ungern mit Gründern ins Geschäft kommen wollen, weil ihnen die mögliche Ausfallquote des Kredites zu hoch erscheint. Banken nennen kritische Kreditengagements dann „notleidend“ und gehen ihnen gerne aus dem Weg.
Die Förderfreundlichkeit einer BankSollten bis hierher keine Schwierigkeiten aufgetreten sein, gibt es jetzt die entscheidende Frage zu klären, wie ist dieses Institut in Bezug auf die Hinzunahme von Förderungen aufgestellt. Bei „Hausbankkrediten“, also Krediten aus dem eigenen Haus, sind die Margen für die Bank meist wesentlich höher, als bei einer Finanzierung über einen oder mehrere Förderträger. Deshalb ist wichtig, die Politik eines Institutes vorher zu kennen, um sich erfolglose Bewerbungen zu ersparen. Übrigens, einfach bei mehreren Instituten Anträge stellen, bis es klappt, wird zum Eigentor. Denn jede „Kreditanfrage“ wird gespeichert, steht somit als Auskunft für „Bankauskünfte“ zwischen den Instituten zur Verfügung.
Die Sicherheiten sind nicht entscheidendIst ein Institut mit förderfreundlicher Ausrichtung gefunden worden, spielt entgegen der häufigen Annahme die bankübliche Besicherung nicht die entscheidende Rolle. Jetzt geht es um sämtliche Bestandteile eines professionell aufbereiteten Geschäftskonzeptes, um den Businessplan. Die Schlüssigkeit des Vorhabens und das Verhältnis von gewünschtem Kapital, Liquiditätsentwicklung und der Rentabilität des Vorhabens stehen nun im Vordergrund und sind die Gradmesser dafür, ob Förderträger bereit sind einzusteigen.
Die KombinationsmöglichkeitenJetzt kommen mehrere Bestandteile ins Spiel, die die Kreditvergabe maßgeblich beeinflussen und erleichtern können. Grundsätzlich sind auch förderfreundlich ausgerichtete Bankinstitute nicht an riskanten Geschäften interessiert, sie möchten verständlicherweise eine „Absicherung“ ihrer Kreditvergabe. Und jetzt kommt ein Begriff hinzu, den es zu verstehen gilt:
Die „Haftungsfreistellung“Im Grundsatz haftet bei der Kreditvergabe immer derjenige, der den Kredit unterschrieben hat, und zwar voll. Auch wenn Sie mit einer Unternehmergesellschaft oder einer GmbH zum Gespräch kommen, sie werden mit Ihrem Namen unterschreiben, nicht mit dem Namen Ihrer Firma. Somit sind Sie „vollhaftend“ für diejenigen, die Ihnen den Kredit gegeben haben.
Nun kommt es dazu, wer übernimmt welchen Anteil der „Besicherung“. Einige Förderprogramme der Länder und des Bundes besitzen diesen Passus der „Haftungsfreistellung“ mit dem Ergebnis, dass die „Hausbank“ von der Haftung anteilig oder sogar völlig von der Haftung freigestellt wird, wenn Sie den Kredit nicht mehr bedienen können. Damit gibt die Hausbank einen Teil oder das komplette Risiko des „Kreditausfalls“ an den oder die Förderträger weiter.
Dies bedeutet in der Konsequenz, dass die Hausbank nicht mehr so hohe oder sogar keine Sicherheiten mehr von Ihnen unbedingt benötigt, da die Förderträger das Risiko übernehmen. Gewünscht werden zusätzliche Sicherheiten dennoch immer, sozusagen als doppelte Absicherung, aber nun kann darüber verhandelt werden mit einer wesentlichen besseren Verhandlungsbasis.
Die „Bürgschaft“ einer BürgschaftsbankNeben der Haftungsfreistellung gibt es in jedem Bundesland eine Bürgschaftsbank, die Gründern und Unternehmen zur Verfügung steht. Weitgehend in der Öffentlichkeit unbekannt gibt es von den Bürgschaftsbanken das Angebot, für Gründungen, Geschäftsübernahme oder Geschäftserweiterungen zu bürgen. Zu verstehen ist dies so wie bei der Haftungsfreistellung, die Hausbank wird vom Risiko entlastet. Also ergibt sich hiermit eine weitere Möglichkeit, mangelndes Eigenkapital oder ungenügende Sicherheiten durch eine Bürgschaft auszugleichen. Der Verfahrensweg ist wie bei den Förderbanken meist identisch, der Antrag muss über das „durchleitende Institut“ eingereicht werden.
Die Entscheidungsfindung der FörderträgerEntgegen den Hausbanken besitzen weder die Förderbanken noch die Bürgschaftsbanken Bankschalter, es gibt keinen Bargeldverkehr. Aber es gibt dort wie in den Regionalcentern der Hausbanken Fachleute, die sich täglich mit diesem Geschäft auseinandersetzen. Durch die permanente Auseinandersetzung mit Geschäftsplänen haben diese Spezialisten einen Blick dafür, ob eine Einreichung eines Geschäftsvorhabens einen Sinn machen könnte, oder nicht.
Innerhalb von 2 Minuten wird bereits eine Vorentscheidung getroffen, ob das Vorhaben „begleitet“ wird. Es werden für diese Vorprüfung lediglich die entscheidenden Informationen aus dem Businessplan aufgerufen: Zusammenfassung, Marketingkonzept, Liquidität und Rentabilität. Gibt es das Unternehmen bereits seit einiger Zeit, werden zusätzlich noch die Basisdaten aus den Bilanzen und der BWA gegengeprüft. Ist bis hierher alles im grünen Bereich, geht es in die weitere Prüfung. Grundsätzlich wollen diese Institute Mittel vergeben, im Gegensatz zu den Hausbanken, die vorrangig am risikolosen Geschäft interessiert sind.
Roland Börck